DER
KATECHISMUS DER KATHOLISCHEN KIRCHE (KKK)
IN
DER AUSBILDUNG UND IM KIRCHENAMT DER PRIESTER
von Raffaello Martinelli
Der
KKK ist für die Priester eine
hervorragende und unerlässliche Hilfe bei der Erfüllung ihres Sendungsauftrags,
vor allen Dingen in diesem Jahr des Glaubens, und zwar ebenso hinsichtlich der
persönlichen Auseinandersetzung mit dem christlichen Mysterium, wie für die
Pfarreipastoral - Katechese, Predikation, Homelien, Vorbereitung auf die
verschiedenen Sakramente, Grund- und Fortbildung der Laien, der Katechisten,
der Seelsorger - sowie für die eigene ständige Fortbildung und das eigene
persönliche und gemeinschaftliche Gebiet.
Diesen
Dienst kann das KKK leisten, angesichts: a) des Wesens selbst des Textes und b)
seiner redaktionellen Gestaltung, die ich hier kurzgefasst vorstellen möchte
und die als Beispiel und Anregung bei der Umsetzung der Ausbildung und des
Priesteramtes dienlich sein kann.
A)
DAS WESEN DES TEXTES
Das
Wesen des Textes wird in der im Jahr 1992 verfassten Konstitution zur
Approbation des Katechismus Fidei
depositum klar aufgezeigt, sowie im apostolischen Brief Laetamu magnopere zur Approbation, 1997, der lateinischen Ausgabe
desselben.
a.1.
Die wahrheitsgetreue Instanz
Indem er in vollständiger Form das
offenbarte Mysterium aufzeigt, richtet der Katechismus der Katholischen Kirche seine besondere Aufmerksamkeit auf die Wahrheit,
die christliche Wahrheit, von Christus
offenbart und von ihm Seiner Kirche anvertraut. Der Katechismus soll den
Glauben zu seiner „Objektivität“ zurückführen, zu seiner allzeit gültigen
„lehramtlichen Identität“ : dem verkündeten „Was“, oder genauer gesagt, „Wer“
verkündet wird, nämlich Jesus Christus.
Aus diesem Grund weisen viele zu recht darauf hin,
dass der KKK von der sogenannten wahrheitsgetreuen Instanz der Verkündigung geprägt ist, die auch die Verkündigung
durch den Priester, im Rahmen seines
Kirchenamtes, auszeichnen soll.
Die
systematische, lehramtliche Auslegung der Glaubensinhalte (Glaubensgut) privilegierend, gehört der Katechismus eher
der „wahrheitsgetreuen Verkündigung“ an ('fides quae', der geglaubte Glaube, die Wahrheit der Verkündigung),
als der „kommunikativen Verkündigung“ ('fides
qua', glaubender Glaube, stärker auf die
Vermittlung des Glaubens ausgerichtet, also auf die Empfänger und auf
die pädagogischen und didaktischen Vorgangsweisen).
Der KKK will also eine maßgebliche, prägnante,
organische Darstellung der zu verkündenden Inhalte sein, eine Schilderung des
ewigen Glaubens der Kirche: 'ut id
teneamus quod ubique, quod semper, quod ab omnibus creditum est' - um die
Formel von Vincenzo di Lérins zu zitieren.
Die „wahrheitsgetreue Dimension“ bevorzugend, zeigt
der KKK dem Verkünder des Wortes die grundlegenden und wesentlichen Wahrheiten
des katholischen Glaubens auf, den es zu verkünden, aufzunehmen und zu leben
gilt.
Dies
schreibt der Heilige Vater in der Apostolischen Konstitution Fidei Depositum, durch die er
den KKK approbiert hat. Indem er den KKK als "eine Darlegung des Glaubens der Kirche und der katholischen
Lehre, wie sie von der Heiligen Schrift, der apostolischen Überlieferung und
vom Lehramt der Kirche bezeugt oder erleuchtet wird", schildert,
fordert der Papst die Hirten und Gläubigen auf, ihn "als gültiges und legitimes Werkzeug im Dienst der
kirchlichen Gemeinschaft anzuerkennen, ferner als sichere Norm für die Lehre
des Glaubens." (n.4).
a.2.
Der KKK als Studien-, Konsultations-,
Vergleichs-, Bezugs- und Verkündungsinstrument der Kirche.
Da
der KKK als Quelle zu sehen ist, wird er auch ein wirksames Studien,-
Konsultations-, Vergleichs- und Bezugsinstrument für denjenigen sein, der die
Aufgabe hat, die katholische Wahrheit zu verkünden und zu lehren, sowie für
denjenigen, der eine systematische und allumfassende Schilderung der Inhalte des
Glaubens und der christlichen Moral sucht, wie auch für jene, die ihre
persönliche und gemeinschaftliche Bildung vertiefen wollen.
Ein Instrument zum „Wissen über den Glauben“:
sicherlich kein exhaustives Instrument, doch gewiss ein verlässliches und glaubwürdiges.
“Und ein großes Problem der gegenwärtigen
Kirche ist der Mangel an Glaubenskenntnis, ist der »religiöse
Analphabetismus«....Daher müssen wir alles tun, was möglich ist, für eine
katechetische Erneuerung, damit man den Glauben kennt und somit Gott kennt,
Christus kennt, die Wahrheit kennt und die Einheit in der Wahrheit wächst.” (Benedikt XVI, Begegnung
mit dem Klerus, lectio divina, Aula Paolo VI, 23. Februar 2012).
Der
Katechismus verkündet diese Wahrheit, die die katholische Kirche glaubt,
zelebriert, lebt, betet.
Er
schildert die Wahrheit, so wie die Kirche sie als Gesamtheit, als katholische
Universalkirche (nicht so sehr der einzelne Christ oder die einzelne
Lokalkirche), gestern, heute und morgen verkündet hat und verkünden wird. Er hütet
das Gedächtnis des Glaubensgutes der Kirche; er schildert die katholische
Kirchenlehre (zu Recht lautet sein Titel ‚ Katechismus der katholischen Kirche’); schildert in authentischer und
vollständiger Form den katholischen Glauben: dies ist die Wahrheit, die der
Katechismus der Katholischen Kirche hütet und überliefert, sie systematisch, ihrem
Sinn gemäß authentisch, und ihrem Inhalt nach integer, aufzeigend. (vgl. IBK, Botschaft anlässlich der Veröffentlichung
des Katechismus, 5.12.92). Der Katechismus verkündet was die Kirche als
ewiges Gut ihres Seins und ihres Handelns besitzt. Es ist ein den Katholizismus
„bezeugender“ Text. Er verkündet die Wahrheit, die ja Christus ist, so wie die
Kirche sie heute in ihrer Predikation, ihren
Feiern, im sittlichen Leben, im Gebet erlebt.
"Er
ist eine wahrhafte Gabe, eine Gabe,
welche die von Gott in Christus offenbarte und von Ihm seiner Kirche
anvertraute Wahrheit darlegt. Der Katechismus zeigt diese Wahrheit im Lichte
des Zweiten Vatikanischen Konzils auf, so wie sie von der Kirche geglaubt, gefeiert,
erlebt und gebetet wird, um die getreue Folge Christi zu fördern.“ (vgl.
Johannes Paul II., Ansprache anlässlich der feierlichen Vorstellung des
Katechismus der Katholischen Kirche, 7. Dez. 1992, n.4).
"Diesen
Katechismus verwendend legt die katholische Kirche, an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend, ihr Glauben-Zelebrieren-Leben-Beten
dar, ihren Gründer und Vorbild, ihr Zentrum und ihren höchsten Ausdruck:
Christus, der Herr. Dabei greift sie umfassend auf jenes immense, vor allem
biblisch-liturgisch-patristisch-konzilbezogene-lehramtlich- spirituelle Erbe der Vergangenheit zurück und bemüht sich,
ihm eine neue Stimme, neuen Ausdruck zu verleihen, dabei seine unveränderliche
Frische hervorhebend und seinen lebendigen Reichtum aktualisierend.“ (vgl. J. Ratzinger,
Bericht im Rahmen der VIII. Plenarsitzung
des Internationalen Rates der Katechese -COINCAT, in: Regno, anno XXXVII,
n. 692, 1/11/1992, S.588ff).
Ganz
offensichtlich nimmt der Glaube der Kirche unterschiedliche Verständnis- und
Ausdrucksformen an, jeweils gemäß der unterschiedlichen Kirchen,
unterschiedlichen Zeiten,
unterschiedlichen Orte, der einzelnen Personen, der liturgischen Merkmale.
Gleichzeitig muss jedoch klar sein, dass der wesentliche und grundlegende
Inhalt des christlichen Glaubens unverändert bleibt, - gestern, heute, morgen,
hier ebenso wie dort. Er ist im “heiligen Gewahrsam” der Bibel und der
Überlieferung.
Diese
kirchliche Wahrheit wird vom und im Katechismus bestätigt.
Jenes
'depositum fidei', was seit jeher Gut
der Kirche ist und das im Laufe der Jahrhunderte, durch die verschiedenen
Generationen hindurch, durch den Heiligen Geist immer klarer zum Ausdruck gekommen ist; dieses ewige Gut
wird von und im Katechismus bezeugt.
B)
EINIGE MERKMALE DES KKK
b.1.
Die Darstellung des christlichen Mysteriums in seiner unteilbaren Einheit.
"
Beim Lesen des „Katechismus der
katholischen Kirche“ vermag man die wunderbare Einheit des Geheimnisses Gottes zu erfassen,
seines Heilsplanes ebenso wie die zentrale Stellung Jesu Christi, des
eingeborenen Sohnes Gottes, vom Vater gesandt, durch das Wirken des Heiligen
Geistes Mensch geworden im Schoß der heiligen Jungfrau Maria, um unser Erlöser
zu werden. Gestorben und auferstanden, ist Er immer gegenwärtig in seiner
Kirche, besonders in den Sakramenten. Er ist die Quelle des Glaubens, das
Vorbild des christlichen Handelns und der Lehrmeister unseres Betens." (Fidei Depositum, n. 3).
Die
vier Teile des KKK erscheinen miteinander verwoben, wie ein in sich harmonisches
Gewebe, eine Symphonie, wie ein Mosaik. Die verschiedenen Randbemerkungen (die
„cross-references“) bezeugen dies.
Dieses
Ineinanderverwobensein der verschiedenen Teile des Katechismus und die
untrennbare Verbindung zwischen den verschiedenen darin angesprochenen Themen,
sind Ausdruck, Konkretisierung der tiefen, umfassenden Einheit des christlichen
Mysteriums.
"Die vier Teile sind miteinander verbunden:
das christliche Geheimnis ist Gegenstand des Glaubens (erster Teil); es wird in
den liturgischen Handlungen gefeiert und mitgeteilt (zweiter Teil); es ist
gegenwärtig, um die Kinder Gottes bei ihrem Tun zu erleuchten und zu
unterstützen (dritter Teil); es bildet die Grundlage für unser Gebet, dessen
bevorzugter Ausdruck das „Vaterunser“ ist, und es bildet den Gegenstand unseres
Bittens, unseres Lobes und unseres Fürbittgebetes (vierter Teil).
Die Liturgie ist selber
Gebet; das Bekenntnis des Glaubens hat daher seinen angemessenen Platz in der
Feier des Gottesdienstes. Die Gnade, Frucht der Sakramente, ist die
unabdingbare Voraussetzung des christlichen Tuns, so wie die Teilnahme an der
Liturgie der Kirche den Glauben erfordert. Wenn aber der Glaube sich nicht in
den Werken zeigt, ist er tot (vgl. Jak 2, 14–16) und kann keine Früchte
für das ewige Leben bringen." (Fidei
Depositum, n.3).
b.2.
Konjugation der unterschiedlichen und komplementären Sprachen des Glaubens:
biblisch, patristisch, liturgisch, lehramtlich, bezeugend.
Dieses
Erfordernis geht unmissverständlich aus dem KKK hervor, in dem die zuvor
genannten Sprachen sich gegenseitig ergänzen, sich gegenseitig erklären und
vervollkommnen, wobei sie zu immer tiefgehenderem Verständnis und klarerer Erkenntnis des christlichen Mysteriums
führen.
Dahingehend sollte auch der Einsatz eines jeden
Priesters bei der Verkündigung des Wortes Gottes sein, insbesondere bei den
liturgischen Feiern und der Katechese im jeweiligen Umfeld und gemäß der
Empfänger.
Die
lehramtliche katholische Aussage, die aus den Quellen des Glaubens schöpft,
wird somit durch weise Formulierung, durch die Symbiose von Kontinuität und
Neuigkeit der Sprache, zum Ausdruck gebracht.
Es
wird des weiteren das Entstehen der Wahrheit des Glaubens aus der Gesamtheit
der „Kommunikationskanäle“ des wahren Gotteswortes heraus (und nicht nur der
Bibel) hervorgehoben. Auch die Globalität und Pluralität der Stimmen (Sprachen)
bringt den tiefgreifenden und vielseitigen Reichtum des Volkes Gottes zum
Ausdruck (siehe auch den schwierigen, jedoch dringend erforderlichen
Inkulturationsprozess).
Natürlich
muss auch darauf hingewiesen werden, dass diese verschiedenen Sprachen nicht
auf einer gleichen Ebene betrachtet werden können, nicht den gleichen Wert
haben. Der Bibel kommt bestimmt das Primat zu, und die apostolische
Überlieferung ist der „kirchlichen Tradition“ gegenüber vorrangig.
b.3.
Kurz gefasste Verkündigung der christlichen Wahrheit.
Dies
ist die allgemeine Perspektive des KKK, in deren Rahmen das Wesentliche und Grundlegende
dieser Wahrheit dargestellt wird. Der KKK ist ein Instrument zur Vermittlung
der wesentlichen und grundlegenden Inhalte des Glaubens und der katholischen
Moral - ('tam de fide quam de moribus')('non omnia sed totum'). Er beabsichtigt,
prägnant und thematisch formuliert, das auszusagen was wesentlich und
grundlegend ist, um die Einheit im festen und unerschütterlichen Glauben zu
gewährleisten, die systematische, organische, harmonische Verbindung zum
Glaubensinhalt bewahrend.
Wenn
er manchmal sekundäre Aspekte anspricht oder auf sie eingeht, so geschieht dies
zur Verdeutlichung des Wesentlichen, so wie Mosaiksteinchen gesetzt werden um
das Gesamtbild noch besser hervorzuheben, dessen Schönheit und Vollständigkeit.
Diese
Vorrangigkeit des Wesentlichen ist vor allem in den katechetischen Formeln zu
erkennen, die als kurz gefasste Proposition, in einfacher und klarer Weise, die
wirklich bedeutenden Thematiken zusammenfassen. Sie stellen eine Art
„Gedächtnis“ des Glaubens der Kirche dar, das in verschiedenen Zeiten dazu
beigetragen hat, und auch weiterhin dazu beiträgt, den wahren Glauben zum
Ausdruck zu bringen, zu erinnern, zu
leben. Sie stehen am Ende einer jeden „Sinneinheit“ und erleichtern das
Verinnerlichen einer klaren christlichen Identität und einer gemeinsamen
Sprache des Glaubens.
Die
wesentlichen und grundlegenden Aspekte privilegierend, ist der Katechismus
bemüht, theologische Ansichten, die Urteile einer bestimmten theologischen
Schule, zu vermeiden; ebenso die nicht ausreichend vom sensus fidei des Gottesvolkes bekräftigten Interpretationen; die
hierarchielose Vermischung zwischen: Bibeloffenbarung, dogmatischer Aussage,
theologischen Schlussfolgerungen.
All dies schafft bedeutende Möglichkeiten
hinsichtlich der Homelie, die in knapper und wesentlicher Form dem heutigen
Menschen das Wort Gottes aufzeigen soll.
b.4.
Verkündigung einer bezeugenden Sprache.
Der
KKK verwendet eine Sprache, die als Vorbild oder wenigstens als Bezugspunkt der
Sprache dienen kann, die der Priester in der Erfüllung seines Auftrages
verwenden sollte.
Der
Katechismus verwendet jene Form von Sprache, die man „bezeugende Sprache“
nennt. Diesbezüglich sagte der damalige Kardinal J. Ratzinger (heute Papst
Benedikt XVI): „die weit verbreitete und dringende Bitte aufgreifend, die aus
der Konsultation mit den Bischöfen der ganzen Welt hervorgegangen ist, haben
die Verfasser des genannten Katechismus es vorgezogen, eine „bezeugende
Sprache“ zu verwenden, statt einer argumentierenden oder apologetischen. Dies hat
es ermöglicht, in positiver und bedachter Weise die Wahrheit darzulegen ('narratio mirabilia Dei'), die lehramtliche
Natur des Textes berücksichtigend ebenso wie die Notwendigkeit, besser auf die
Erfordernisse des heutigen Menschen einzugehen.“ (vgl. J. Ratzinger, Bericht im Rahmen der VIII. Plenarsitzung
des Internationalen Rates der Katechese -COINCAT, in: Regno, anno XXXVII,
n. 692, 1/11/1992, S. 589).
Eine
stärker kerigmatische, vorschlagende,
beschreibende, ostensive, die Frohbotschaft der Evangelien verkündende, nicht
intellektuelle und apologetische Sprache: eine Sprache also, die nicht den
Schemen der professionellen Theologie folgt (dialektisch-beweisführend),
sondern jenen der bedachten Wahrnehmung und der betenden kirchlichen Meditation
über die offenbarte Wahrheit.
Diese Art von Sprache scheint der Natur und den
Charakteristiken des Glaubens selbst sehr wohl zu entsprechen, da er eine
eigene Logik hat, ein eigenes Vorgehen und sich offenbaren: dies bringt ein
„bezeugen“ mit sich, eher denn eine Diskussion.
Der
Katechismus hat den Weg der bedachten, meditierten, positiven, nicht
polemischen Darstellung der christlichen Wahrheit in ihrer Ganzheit gewählt, in
ihrer Fülle und ihrer Harmonie. Er will Darbietung der Frohbotschaft sein, mit all’ihren Merkmalen der
Gnade, Seligkeit, Liebe, die den Einsatz des ganzen Menschen fordert.
Wahrlich
ein wertvolles Vorbild für jeden Priester, bei der Erfüllung seines nicht sehr
einfachen Sendungsauftrages als Katechist, Homiletiker und Verkünder des Glaubens!
b.5.
Lehramtlicher Text
Es
darf nicht vergessen werden, dass der Katechismus ein lehramtlicher Text ist, insofern als er von der Bischofssynode
empfohlen, vom Heiligen Vater gewollt und von den Bischöfen verfasst wurde; er
ist Ergebnis der Konsultationen der Bischöfe weltweit und vom Heiligen Vater,
als ordentliche Lehraussage, approbiert.
Die
katholische Identität umreißend weist er also jenes Niveau an Maßgeblichkeit,
Glaubwürdigkeit, Authentizität auf, die einer ordentlichen Lehraussage gemäß
sind.
Da der Katechismus keine neuen Wahrheiten
definieren will, sondern bereits im Vermögen der Kirche bestehende Wahrheiten
darstellt, ergibt sich selbstverständlich daraus, dass die jeweiligen Aussagen
jenes Niveau an Gewissheit bieten, das ihnen aus dem Eingefügtsein in die
katholische Doktrin zukommt. Es muss daher jede Thematik für sich bewertet
werden, Absatz um Absatz muss die Entsprechung des jeweiligen Textes mit der
katholischen Doktrin überprüft werden, sowie der Gewissheitsgrad und die Bedeutung,
die jeder einzelnen Aussage im Rahmen des christlichen Mysteriums zukommt.
Obwohl
der inhaltsbezogenen, wahrheitsgetreuen
Dimension der Vorrang gegeben wird, vergisst der KKK nicht, dass der
Glaube Leben ist, Miteinbeziehung des
ganzen Menschen, sein ganzes Leben lang und in allen Dimensionen des Lebens.
Deshalb kann die Verkündigung nie vom Bezeugen des Lebens desjenigen, der
verkündet, wie auch desjenigen, der die Verkündigung aufnimmt, getrennt werden.
Ein solches Zeugnis ist vor allen Dingen Zeugnis der Liebe. Deshalb ist im KKK
der erste Teil auch zutiefst mit dem dritten verbunden, der das moralische
Leben darstellt, zentriert in der Liebe, in ihrer zweifachen Dimension,
aufsteigend und absteigend, vertikal und horizontal. Glaube und moralisches
Leben nähren sich gegenseitig, erklären sich, verwirklichen sich, sei es im
liturgischen wie im persönlichen Gebet. Die erkannte und verinnerlichte
göttliche Wahrheit wird zu Lobpreisung und Anbetung; Licht und Führung im
täglichen Handeln; Einsatz und Dienst im Erbauen des Reiches Gottes.